19. April 2024

Der Schlaganfall

Synonyme oder Ähnlichkeiten: Schlaganfall, Apoplexie, Insult, Hirninfarkt, TIA, Schlägelchen.

Neben dem Herzinfarkt ist der Schlaganfall eine der wichtigsten Gefäßerkrankungen und steht Inder Statistik an dritter Stelle nach dem Tumorerkrankungen. Wie beim Herzinfarkt liegt dem Schlaganfall (Hirn-Insult oder Apoplex) und seiner Vorstufen, der transitorischen ischämischen Attacke (der TIA oder dem “Schlägelchen”) meist ein Gefäßverschluß zugrunde. Die zweite Ursache für diese Hirnschädigung ist eine Einblutung (Hirnblutung) durch Gefäß-Einriss.

Definitionen, Pathophysiologie und Therapie:

Definition:

Arteriosklerotischer Insult:

Diese Form des Schlaganfalls ist meist die des höheren Lebensalters. Die Gefäßregion des Gehirns unterliegt der gleichen arteriosklerotischen Belastung wie andere “Gefäßprovinzen”, denn die Arteriosklerose ist eine Gefäß-Allgemeinerkrankung. Somit werden sich auch Gefäßverengungen oder -verschlüsse hier entsprechend einstellen. Eine besondere Rolle spielen die zuführenden Arterien des Gehirns, speziell die A. carotis. Ihr interner Ast, der die mittleren Hirnareale versorgt, ist oft der Ort von Verengungen und Verschlüssen, die dann zum Schlaganfall führen.

Embolischer Schlaganfall, Gerinnselverschleppung:

In jeder Altersgruppe kann der embolische Insult auftreten, der meist durch ein Gerinnsel aus andern Körperregionen verursacht wird. Hier spielt das Herz ein sondere Rolle. Die häufigste HRS des Menschen im mittleren Lebensalter ist das Vorhofflimmern, bei dem die Vorhöfe extrem unregelmäßig schlagen und der Blutstrom in diesen Herzanteilen sich verlangsamt. Dann können besonders im linken Herzohr kleine Thromben entstehen, die dann mit dem Blutstrom in das Gehirn verschleppt werden können. Hierdurch entsteht dann der leichtere (TIA) oder schwerere Verlauf (Insult).

Carotis-Stenose:
Durch erhebliche Verengung der A. carotis oder deren Verschluss kann ein ischämischer Insult entstehen, der dem Versorgungsgebiet dieser Arterien entsprechend im reckten oder linken Schläfenlappen lokalisiert ist.

Dies ist die gefährlichste, aber weniger häufige Form des S. Sie wird oft nicht überlebt, da hier durch Einreißen eines Blutgefäßes meist größere Hirngebiete mit Absterben der Region (Nekrose) betroffen sind.

Ursachen:
intrazerebral: Bluthochdruck , Blutdruckkrise,
subarachnoidal: Blutung zwischen die Hirnhäute z.B. d. Aneurysmablutung,
Schädel-Hirn-Trauma: d. Unfall oder Kopfverletzung infolge Sturz

Anatomie: Diese Arterie entspringt als Hauptast (A.carotis communis) li. aus dem Aortenbogen, re. aus dem sog. Truncus brachiocephalicus. Sie teilt sich in eine A. c. externe und A.c. interna in einem Bereich, der als sinus caroticus bezeichnet wird.

Hier befinden sich sog. Druckrezeptoren, die Blutdruck und Herzfrequenz registrieren.

Die A. c. interna versorgt vor allem die mittleren Hirnarterien (a. cerebri media), während die A.c. externa vor allem die Gesichts- und Schädelversorgung sicherstellt. Die interne A.c. fließt in den “Circulus arteriosus WILLISII” der mit Zuflüssen aus den Arterien der Wirbelsäule die Blutversorgung des Gerhirns sicherstellt.

“klassischer Schlaganfall”:

  • Bewusstseinsstörung (Synkope),
  • Desorientierung,
  • Verwirrtheit,
  • Halbseitenlähmung,
  • Gesichtslähmung,
  • Verwaschene Sprache oder Sprachverlust.

TIA:
FAST-Test:

FaceGesichtSpeechSprechen
Bitten Sie Ihren Angehörigen, zu lächeln.
Hängt ein Mundwinkel, kann dies
ein Schlaganfallzeichen sein.
Bitten Sie den Betroffenen, einen
einfachen Satz nachzusprechen.
Verwaschene Sprache oder Störung der Wortfindung
ArmTimeZeit
Arm-Vorhalte-Test:
Beide Arme horizontal vorhalten. Nach einiger zeit sinkt der Arm der betroffenen Körperhälfte ab.
Rufen Sie 112, denn ab jetzt ist “time brain”!

Computertomografie CT:
Diese ist diagnostisch führend und sollte so rasch als möglich durchgeführt werden (mobiles CT im RTW?): Unterscheidung zwischen Blutung oder Ischämie/Embolie nur durch CT möglich. Das Ausmaß der Schädigung allerdings wird erst nach Stunden/Tagen sichtbar.

  1. Embolisch: Vermeidung von Embolien d. Hemmung der Blutgerinnung (Thrombolyse), interventionelle Entfernung des Gerinnsels
  2. Arteriosklerotisch: Behandlungmöglichkeiten begrenzt; Therapie der Risikofaktoren
  3. Hämorrhagie: evtl. OP mit Ausräumen des Hämatoms
  4. Carotisstenose: OP oder Stenting der Verengung.

Nach überstandenem Hirninfarkt bleiben meist mehr oder weniger schwere Folgezustände bestehen. Die Schwere hängt mit der Größe des ausgefallenen Bereichs und dem Alter des Betroffenen zusammen.

Folgezustände:

  1. Körperliche Behinderung: dauerhafte Lähmung der betroffenen Körperhälfte mit unterschiedlicher Ausprägung, Sprachstörungen
  2. Geistige Defizite: Demenz, Verwirrtheit, Desorientierung
  3. Gebrechlichkeit: Sturzgefahr

Ein wichtiger Aspekt des Grades der Entwicklung nach S. ist das Alter. Junge Betroffene können besser regenerieren als Ältere oder Betagte. Ältere sind oft dauerhafte Pflegefälle.

Ein wesentlicher Therapiefaktor ist die gezielte Reha mit Gymnastik, Aktivitätsübungen und Logopädie. Hier liegen leider oft auch gesellschaftliche Defizite, indem die Notwendigkeit der Reha-Massnahmen durch organisatorische Gegebenheiten erschwert sein kann.