20. April 2024

Diagnostik

Kardiologische Diagnostik

Es ist ein alter doch immer noch gültiger medizinischer Grundsatz, dass vor jeder Therapie eine möglichst exakte Diagnose zu erfolgen hat. In der Kardiologie gehört dazu das klassische Duo Anamnese und körperliche Untersuchung. Dies führt unter Berücksichtigung der “Leitsymptome” oft bereits zu einer “Verdachts”diagnose, die die weiteren Schritte, den Diagnoseplan, wesentlich bedingt. Leider ist heute, im Zeitalter der “Gerätemedizin”, die Kunst des Gebrauchs der fünf Sinne in den Hintergrund getreten, denn die genauere Diagnose etwa durch Ultraschall ist bestechend, doch lenkt dies von einer Gesamtdiagnose und vom Patienten und dessen Gesamteindruck ab.

Tasten, Hören, Fühlen (weniger Riechen und Schmecken) sind daher unverzichtbare Bestandteile der Primärdiagnostik ohne technische Hilfsmittel, wenn man vom Stethoskop absieht.

Anamnese : Krankheitsvorgeschichte – Zusammenarbeit mit dem Patienten erforderlich, insbesondere bei der Auflistung und Aufarbeitung der teilweise erheblichen Medikamentenverordnungen (Polypragmasie).

Körperliche Untersuchung:

  1. Inspektion: genauer Augenschein, Gesamteindruck, “Blickdiagnose” bei Verfärbungen, Rötungen, Schweißausbruch, kühle Haut
  2. Palpation: Tastinformation über Konsistenz, Abgrenzung, Schmerzhaftigkeit
  3. Auskultation: Abhören der Lunge, des Herzens, des Bauchraums.
  4. Funktionsprüfungen und Tests: Beweglichkeit, Reflexe, Sensibilität u.a.
    1. SCHELLONG-Test: Bei Hypotonie oder orthostatischen Beschwerden wird der sog. SCHELLONG-Test empfohlen, der aus Rückenlage heraus eine Blutdruckmessung im Stehen erfordert. Er wird positiv bewertet, wenn der systolische Blutdruck um mehr als 100 mm Hg abfällt, die Pulsfrequenz deutlich ansteigt und Schwindel oder Ohnmachtsgefühl auftreten. Man kann bei Älteren so auch die Sturzgefahr und Gebrechlichkeit testen.
    2. Reflexe: u.a. Patellasehnen-Reflex, Achillessehenenreflex
    3. Sensibilität: Prüfung der Schmerzempfindlichkeit (Koma), Berührungsempfindlichkeit (Neuropathie, Diabetes)

Die notwendige und leider immer wieder verschleppte allgemeine Einführung einer elektronischen Patientenakte EPA hat die große Potenz einer allgemeinen Daten-Verfügbarkeit überall und jederzeit – so die Forderung der Wissenschaft. Die Praxis für diese einleuchtende Verbesserung ist jedoch äußerst mau, sowohl wegen des diktatorischen Einflusses des Datenschutzes hierzulande als auch wegen der ungelösten finanziellen Vorbedingungen in der Praxis.

Von einer allgemeinen Digitalisierung des Gesundheitswesens sind wir noch weit entfernt.

Darüber hinaus gehend aber haben weiterführende nicht invasive und invasive Methoden ihre große Bedeutung, selbst wenn der persönliche Primärkontakt und die Leitsymptome immer und grundsätzlich Vorrang vor der “Apparatemedizin” haben sollte:

Die apparativen Möglichkeiten der kardiologische Diagnostik sind zahlreich: Sie sind überwiegend als sog. bildgebende Verfahren zu sehen, denn “das Bild vom Herzen ist der Schlüssel zur Diagnose” (Paul D. White).

weiter