Seit der ersten kurzzeitig geglückten Herztransplantation Schwein – Mensch, also einer Xenotransplantation, ist ein wenig Ruhe eingekehrt, obwohl damals die Medien von einem Durchbruch oder zumindest einem Neuanfang der Herztransplantationen sprachen. Es ist weiterhin sicher, dass Spenderorgane für Herzkranke weiterhin fehlen. 2020 warteten in Deutschland 700 Patienten auf ein neues Herz; nur 339 Herzen wurden aber tatsächlich transplantiert. Wieviele starben, wird nicht referiert. Dies zeigt die Dramatik und den hohen Bedarf an Spenderorganen oder Alternativen.
Eugene Braunwald, geb. 1929, ist ein von Geburt österreichischer, später amerikanischer Kardiologe von Weltruf. Die Herzmuskelschwäche ist eines seiner Hauptthemen und daher mit dem HTX-Komplex eng verbunden.
Heute sind mehrere Möglichkeiten denkbar, wie auch dieser Nestor der Welt-Kardiologie in einem Beitrag “Cardiac xenotransplantation: a new path for the treatment of advanced heart failure?” erklärt.
Darin geht er auch darauf ein, warum der erste Patient mit der Xenotransplantation nur für kurze Zeit überlebte. Er kam weder für eine Allotransplantation noch für eine destination-Therapie mit mechanischer Unterstützung in Betracht. Es kam zu einer Komplikationswelle mit Peritonitis, Sepsis, Multiorganversagen durch speziesbezogene Cytomegalie-Virusinfektion, welche dann mit einer akuten Herzinsuffizienz zumTode führte. Um diese Spezies (Schwein) für eine Transplantation vorzubereiten, wurden 10 Gene des Tieres modifiziert und teilweise ausgeschaltet. An einer Verbesserung dieser Genomstruktur der Spenderspezies wird zur Zeit mit Hochdruck gearbeitet. Weitere Themen sind Lebensdauer des Spenderherzens, Veränderungen der Koronararterien, Infektionsneigungen und letztlich Entwicklung von Malignomen.
Braunwald schließt mit dem Hinweis, dass er eine Routine-Xenotransplantation in absehbarer Zeit für unrealistisch hält, jedoch als bridging-Methode nach Lösung der bestehenden genetischen und immunologischen Probleme durchaus als Möglichkeit einschließt. So kann der 7. Januar 2022 eine ähnliche Bedeutung bekommen wie vor 55 Jahren, dem 3. Dezember 1967, als Christiaan Barnard die erste Allotransplantation vornahm.
Andere Möglichkeiten der Spenderverknappung für Herzpatienten liegen in der Weiterentwicklung und Miniaturisierung von implantierbaren mechanischen Assistsystemen (LVAD), die noch nicht ohne die externe Batterie auskommen können, aber mit den drei Indikationen.
- bridging: Überbrückung bis zur HTX
- recovery: Überbrückung bis zur möglichen Erholung der Herzleistung
- destination: Ersatz für HTX (selten und eigentlich (noch) keine Indikation
ein zunehmend breites Spektrum der Einsatz-Möglichkeiten darstellen. Ältere Systeme bedingen einen stetigen Blutfluss, d.h. der Patient vermag keinen Puls zu fühlen.Es gibt aber inzwischen Systeme, die Pulse erzeugen und so einen wichtigen psychologischen Faktor ausmerzen (heartmate 3 – Abbott).
Die Miniaturisierung betrifft inzwischen nicht nur das Assistsystem selber, sondern auch die Batterien, die meist gürtelförmig in Hüfthöhe angebracht sind und durch ein Kabel mit dem System verbunden sind. Dieser Teil ist besonders empfindlich und infektionsgefährdet, was dauerhafte Pflege und Führung durch eine Spezialambulanz bedeutet.