19. April 2024

COVID 19 und das Herz

Seit Januar 2019 und einer globalen Infektion mit dem SARS-CoV2-Virus, ausgehend wahrscheinlich von einer Tier-Mensch-Übertragung auf einem Wildtiermarkt in Wuhan (China), leidet die Menschheit unter wechselndem Befall mit diesem Virus, zum Teil inzwischen mit mehreren Mutationen (alpha, beta, gamma, delta, lambda) unterschiedlicher Wirksamkeit. Die entstehende Erkrankung wird COVID19 genannt: Corona Virus Disease 2019.

Es gibt leichte, mittelschwere und schwere Verläufe mit Todesfolge und dem long-COVID genannten chronischen Verlauf mit dem Leitsymptom “fatigue” (Müdigkeit) über Monate. Das Virus befällt vor allem die Luftwege und führt zu schweren pneumonischen und bronchial-obstruktiven Verläufen, die bei Älteren oder bei Patienten mit Vorerkrankungen oft intensiv- und beatmungspflichtig werden. Die Todesraten bei diesen Patienten liegt bei 20 %.

Leitsymptome sind grippeähnlich: Fieber, Bronchitis und Luftnot. Zusätzlich und diagnostisch verwertbar sind Geschmacksstörungen wie Riech- und Schmeckverlust. Kardiale Symptome wie etwa HRS sind nicht selten, sodass sich die Frage einer myokarditischen Herzbeteiligung stellt – begleitend oder typisch.

Herzbeteiligung: Nach weltweiten Untersuchungen (oft nur als Vorveröffentlichung; preprint) ist eine typische Herzbeteiligung (Myokarditis) besonders bei kardialen Vorerkrankungen bis hin zu einer akuten und dann chronischen Herzinsuffizienz nicht auszuschließen.

Dabei ist eine direkte Wirkung des Virus auf das Herz umstritten und bisher nicht sicher nachgewiesen. Eine indirekte Wirkung über Entzündungs-Mediatoren (Cytokine) und das RAA-System ist dagegen wahrscheinlicher. Auch eine sekundäre Beteiligung durch Rechtsherz-Affektion bei schwerer bronchopulmonaler COVID-Infektion ist möglich.

In einer JAMA-Publikation von Juli 2020 wurden im MRT an mehr als 70% von 100 symptomatischen COVID-Patienten Herzbeteiligungen im Sinne entzündlicher Veränderungen nachgewiesen, unabhängig von Vorerkrankungen, Schweregrad und zeitlichem Abstand von der Erstdiagnose.

Solche Veränderungen wurden in einer Übersicht im Journal of Human Hypertension 2021 bestätigt und zusammengefasst. Darin wird festgestellt, dass eine Herzbeteiligung unter COVID19 häufig ist und einen schweren Verlauf mit bedingt. Dazu zählen: Risiko eines Herzinfarkts, Myokarditis mit Funktionsstörung, Arrhythmien mit dem Risiko des plötzlichen Herztodes, Thrombembolien.

Die entzündlichen Reaktionen fußen auf der Cytokin-Aktivierung und der Aktivierung des RAAS-Systems durch den ACE2-Rezeptor der Endothelzellen.

Eine Zusammenfassung der möglichen Herz-Affektionen zeigt diese Abbildung (aus: Kurz DJ, Eberly FR, Swiss Med Wkly. (2020), Cardiovascular aspects of COVID-1; 150:w20417)

Seit Langem ist bekannt, dass die COVID19-Erkrankung mit thrombotischen Komplikationen einhergehen kann, was besonders für die schwere Verläufe gilt. Das wird auch bei der Therapie wir bei einer HIT berücksichtigt. In der letzten Zeit haben die Medien vermehrt darauf hingewiesen, dass nach einer Impfung mit dem Vektor-Impfstoff von AstraZeneca aber auch von Johnson&Johnson derartige Zwischenfälle speziell an den Hirnvenen (Hirnvenen-Thrombose des Sinus venosus) mit teils tödlichem Ausgang beobachtet wurden.

In einer neuen Metaanalyse-Studie (Furie et al. (2021); Diagnosis and Management of Cerebral Venous Sinus Thrombosis with Vaccine-Induced Thrombotic Thrombocytopenia; STROKEAHA preprint) ist nun erneut diese erkrankungstypische Komplikation gezeigt und gesichert worden. Dabei st elfte sich heraus, dass die Neu-Erkrankungsrate bei COVID19 etwa 10mal höher ist als diese Rate nach einer Impfung mit den Vektor-Impfstoffen: 39 Fälle/Mio. vs. 4 Fälle/Mio. nach Impfung

DOI: 10.1161/STROKEAHA.121.035564

Symptomatik:

  • Luftnot,
  • Herzrasen,
  • Herzschmerzen (Anginaähnlich),
  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit,
  • Schwächegefühl

Untersuchungen wie bei jedem Myokarditisverdacht:

EKG, Echo, Rö. des Brustkorbs, Labor hier bes. Troponin, MRT.

  • Isolation (Quarantäne),
  • Behandlung wie bei viraler Myokarditis: Entzündungshemmung, Fiebersenkung, Herzentlastung (meist medikamentös)
  • Zweifach-Impfung

Die Prognose ist meist gut; Heilung ohne chronische Schäden.

Nach überstandener Sars-COV-2-Infektion kommt es bei ca. 30% zu mehr oder weniger ausgeprägten Folgesyndromen, die mit folgenden hauptsächlichen Symptomen einhergehen können:

  • fatigue-Syndrom
  • Antriebsschwäche
  • Schwindel
  • Depression
  • Angstzustände und Panikattacken
  • Geschmacks- Geruchsverlust
  • Kurzatmigkeit
  • Schlafstörungen

Bewertung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (August 2021):

Da COVID-19 erst seit etwas mehr als einem Jahr bekannt ist, sind die Ursachen der Langzeitfolgen, die unterschiedlichen Symptome und mögliche Krankheitsverläufe noch nicht vollständig untersucht. Es ist aktuell noch nicht möglich, sicher abzuschätzen, wie lange Auswirkungen von COVID-19 andauern können und wie gut sie behandelbar sind. Ungewiss ist auch, wie groß der Anteil der Betroffenen ist, der längerfristige gesundheitliche Beschwerden durch COVID-19 haben wird. Besonders über die gesundheitlichen Langzeitfolgen bei Kindern und Jugendlichen ist noch wenig bekannt. Die Langzeitfolgen werden jedoch in nationalen und internationalen Studien fortlaufend untersucht, sodass das Wissen in diesem Bereich stetig erweitert wird.  (zur Website)


Die Datenlage bei allen Statements ist teilweise sehr unsicher, sodass weitere und durch peer-review abgesicherte Ergebnisse abgewartet werden müssen.