26. April 2024

Blutdruck messen mit Smartwatches

eine Smartwatch

In der neuesten Ausgabe von CardioNews, einer sehr guten Zeitschrift mit aktuellen Berichten aus der Kardiologie, wobei auch geschichtliche Aspekte der Herzmedizin nicht zu kurz kommen, befasste sich ein Artikel mit der Geschichte der Blutdruckmessung und der ersten blutigen Messung des arteriellen Drucks durch Hales (um 1700) an einem Pferd. Auch RR und Riva-Rocci wurden erwähnt, nicht aber die Handgelenksmessungen und die (zukünftigen) Möglichkeiten, bald den Blutdruck auch über eine Smartwatch zu messen. Puls-Plethysmografie (PPG) ist das Stichwort.

Die Smartwatch (oder das Wearable) ist eine Armbanduhr mit Sportfunktionen. Sie ist heute ein übliches, wenn auch oft überschätztes Instrument zur Fitnessbeurteilung und Selbstkontrolle. Man sieht sie immer häufiger bei jungen Menschen zur Körperkontrolle (was immer das ist) und ehrgeizigen Sportlern, aber auch bei gesundheitsbewussten Senioren, und sie werden da sogar wenn auch oft nur mit einer Funktion genutzt. So berichtete mir eine Patientin, dass sie diese Uhr nur trage, um sie als Schrittzähler zu nutzen. Schade.

Diese Uhren werden derzeit von vielen Herstellern mit unterschiedlicher Qualität angeboten und sie bersten geradezu vor Funktionsfülle, die man nicht alle nutzen kann. Die Funktionen betreffen z.B. Uhrzeit, Datum, Herzfrequenz, Schlafphasen, Sauerstoffsättigung und neuerdings auch den Blutdruck. Die Funktionen lassen sich bestimmten Situationen zuordnen, etwa dem ausgeübten Sportprogramm – Laufen oder Radfahren etc. – und es ist ein Aktivitätszonen-Algorithmus hinterlegt. Die Blutdruckmessung könnte nun ein echter Fortschritt sein, denn am Bluthochdruck leiden viele Menschen und eine fortlaufende oder getriggerte Messung – genügende Genauigkeit vorausgesetzt – könnte Erkennung und Behandlung dieses schwerwiegenden Risikofaktors von großer Bedeutung ein.

Wie steht es nun mit der Validität der Blutdruckmessung?

Die Methode stützt sich auf die optische Erkennung der Pulswellenlaufzeit und wird fortlaufend ermittelt (Photoplethysmografie – PPG) ermittelt. Diese Messung ist zum heutigen Stand der Technik in den Smartwatches noch nicht ausreichend genau, um reelle Messergebnisse zu erbringen. Häufig wird in den Beschreibungen der entsprechenden Geräte ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Messung nicht für medizinische Zwecke validiert ist. Es fehlt auch an Studien, die die Verläßlichkeit der Daten evaluieren. Auch ist man erstaunt über die Preisgünstigkeit der Geräte, die sich im zweistelligen Bereich bewegt. Auch ersetzt die Methode bisher noch kein 24h-Blutdruckmonitoring, obwohl die Uhren weitaus angenehmer zu tragen sind als die oft den Alltag störenden Geräte der Langzeitmessung.

Ein validiertes Gerät, das man zur Dauerüberwachung am Handgelenk tragen kann, stammt von der Fa. Akiia. Es misst über PPG manschettenlos und verfügt über einige wissenschaftliche Studien, die ausreichende Genauigkeit belegen, z.B. Front. Med.2022
Das schmale Gerät ist aber keine “Uhr”, also keine Smartwatch. Die gemessenen Werte lassen sich nur über eine App sichtbar machen. Besser ist eine aktuelle Anzeige auf einer Armbanduhr, und die gleichzeitige Auswertung über eine App.

Es gibt eine smartwatch von Samsung Galaxy, die hinsichtlich Genauigkeit offenbar ähnliche Werte liefert wie das Akiia-System. Der Nachteil ist, dass diese Uhr nur mit Android und die zugehörige App nur in diesem System läuft.

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