30. April 2024

Die Herztransplantation (HTX)

Christiaan Barnard

Bei sehr schweren Zuständen des Herzversagens etwa nach einer Myokarditis oder nach kompliziertem Herzinfarkt ist es zur Therapie der sonst kaum heilbaren Grundkrankheit neben der Versorgung mit einem Herz-Unterstützungsystem (Kunstherz, LVAD) möglich, operativ ein “neues Herz” einzusetzen. Diese Operation nennt man Herztransplantation (HTX), ein Verfahren, das 1968 in Kapstadt begann, als der südafrikanische Chirurg Christiaan Barnard das Wagnis unternahm, dem schwer herzkranken Zahnarzt Louis Washkanski das Herz eines jungen farbigen Unfallopfers einzusetzen. Die OP gelang zwar, doch der Patient verstarb nach wenigen Wochen an einer Lungenentzündung wegen massiver notwendiger Unterdrückung des Immunsystems.

Inzwischen ist, nachdem das Hauptproblem der Organabstoßung und der immunologischen Steuerung gelöst war, diese Methode der so genannten Allotransplantation zwischen Mensch und Mensch operationstechnisch in der Nachsorge eine Routinemethode geworden. Die so genannte Xenotransplantation zwischen Tier (Schwein) und Mensch hat dagegen bis heute nur experimentelle Bedeutung und ist ethisch hoch umstritten. In Baltimore/MD ist allerdings vor wenigen Tagen eine solche HTX geglückt. Prognose bleibt abzuwarten.

Die “normale” HTX ist heute mehr zu einer Frage der Organverfügbarkeit und der Organspende als zu einer technischen Frage geworden. Damit ist das Problem der Organspende ebenso ein ethisches geworden.

Die HTX richtet sich nach mehreren Kriterien

  • Geeigneter Kandidat
  • geeigneter Spender
  • Organverfügbarkeit
  • Priorisierung

Terminale, d.h. nicht behandelbare Herzinsuffizienz. Der Kandidat ist in der Regel in stationärer Behandlung oder zuhause kaum belastbar (NYHA III-IV). Die EF (Auswurffraktion) liegt meist unter 30% und der Marker NT-BNP ist erhöht.

Wenn die Entscheidung gefallen ist, wird das Matching durchgeführt, das die bestmögliche Verträglichkeit des Spenderorgans mit dem Empfänger garantiert. Es basiert auf

  1. Erwartbare Entwicklung (Tod)
  2. Dringlichkeit
  3. Warteliste

Zusätzliche Kriterien:

  1. Blutgruppe
  2. Alter
  3. Virusbelastung (Corona!)
  4. Mehrfachtransplantation (z.B.Herzklappen); Dominotransplantation)
  5. Sepsis
  6. Meningitis
  7. Tumorleiden (Ausschluss)
  8. Drogenmissbrauch (Ausschluss)

Hierzu dient die Organisation Eurotransplant, die für den europäischen Raum zuständig ist und ihren Sitz in Leiden/Niederlande hat. Die Warteliste betrug in 2020 für alle Organe 14000 Menschen. Es wurden insgesamt 587 Herztransplantationen durchgeführt.

Bei einer akuten Änderung des Gesamtzustands des des wartenden Patienten kann er auf der Warteliste nach vorn rücken.